Steuergeld für Kunsthandel oder gesellschaftlicher Dialog?

Offener Brief Düsseldorf photo +


Neben vielen anderen wurde auch der KUH e.V von der Biennale photo+ ausgeschlossen, obwohl der Verein Kunst und Haltung die Photographie als ein Schwerpunkt pflegt und richtungsweisende Ausstellungen realisiert u.v.a. Freddy Langer. Journalist, Sammler , Fotograf oder „Fotografie durchgestrichen“ …

Daher unterstützt der Vorstand des KUH e.V. den Offenen Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf (unten) und bittet Sie/ Dich zu prüfen sich dem Protest anzuschließen…

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Offener Brief an den Oberbürgermeister der Stadt Düsseldorf und die Beigeordnete für Kultur Dr. Stephan Keller und Miriam Koch

Ein unabhängiges, wechselndes Kuratorium für die Biennale photo+

Vom 16. Mai bis 14. Juli findet in diesem Jahr die laut Homepage „unabhängige Biennale for Visual and Sonic Media düsseldorf photo+“ mit beträchtlicher finanzieller Förderung der Stadt Düsseldorf sowie Sponsoren statt. Bis zum jetzigen Zeitpunkt, gut zwei Monate vor Eröffnung, gibt die offizielle Homepage außer einer auf sehr wenigen Zeilen umrissenen Kurzdarstellung nicht bekannt, was die Kunstinteressierten zu erwarten haben. Es gibt keine Auflistung von teilnehmenden Instituten, Museen, Galerien und der freien Szene - und dies in einer Stadt, die für die künstlerische Fotografie weltweit von prägender Bedeutung ist und war. Wie kann ein Diskurs darüber stattfinden, ob nicht wichtige Vertreter*innen zeitgenössischer Fotografie-, Video- und KI-Kunst vergessen wurden?

  • Wie kann der Anspruch einer „unabhängigen Biennale“ umgesetzt werden, wenn Künstler*innen, Kulturinstituten, Museen und der freie Szene keine Gelegenheit gegeben wird, sich zu bewerben?
  • Wie soll ein überregionales, gar internationales Interesse an photo+ evoziert werden, wenn zum jetzigen Zeitpunkt, kurz vor der Eröffnung, nicht kommuniziert wird, was zu erwarten sein wird?

Es gibt auch keinen Call, weil die kuratorische Herangehensweise offenbar lediglich darin besteht, dass ein Kurator*innenteam nach völlig unklaren Kriterien Ausgewählte zur Teilnahme einlädt. Künstler*innen und Galerien, die sich bewerben, obwohl dazu nicht aufgefordert wird, darunter der international renommierte Fotograf Horst Wackerbarth (Vorstand KUH e.V.), werden quasi ohne Begründung abgelehnt. Ebenso klassische Positionen wie Ernst Haas und Todd Weinstein aus New York - angeboten von den Künstler*innenvereinen onomato e.V. und das Impro97. Auch die fiftyfifty-Galerie, die mit ihrem sich seit Jahren von Ausstellung zu Ausstellung wandelnden Projekt „Himmel über der Straße - Topografie der Obdachlosigkeit“, diesmal mit Arbeiten von Thomas Ruff, Boris Mikhailov, Imi Knoebel, Gerhard Richter u.v.m. um Teilnahmemöglichkeit gebeten hatte, wurde abgelehnt, so, wie viele andere auch.

Es ist nicht hinnehmbar, dass der leitende Kurator zugleich als Galerist tätig ist, der als solcher auch kommerzielle Interessen hat und daher nicht unabhängig ist, eine mit öffentlichen Mitteln finanzierte Biennale ausrichtet. Es ist nicht hinnehmbar, dass das Verfahren intransparent ist und bedeutende Künstler*innen, Galerien, Kulturvereine und weitestgehend auch die freie Szene ausgeschlossen werden.

Wir, die Unterzeichnenden, fordern daher, dass künftig ein/e unabhängige/r, renommierte/r Kurator*in aus einer anderen Stadt, der/die nicht am Kunstmarkt tätig ist, die Biennale leitet. Für dieses Jahr fordern wir kurzfristig, dass weitere interessierte Künstler*innen, Galerien und Kulturinstitute an der Biennale photo+ teilnehmen können und angemessen finanziell gefördert werden…
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Erstunterzeichner*innen:

Ingrid Bachér: Schriftstellerin

Ulrich Erben: Künstler

Klaus Klinger: Künstler, Wandmaler

Carmen Knoebel: Kuratorin

Katharina Mayer: Künstlerin, Professorin für Fotografie

Hubert Ostendorf: fiftyfifty-Geschäftsführer

Horst Wackerbarth: Künstler, Fotografie

Nicole Morello

Gudrun Teich, Künstlerin

Rainer Eindor, Künstler

Janet Alter, Künstlerin

Thomas Gerwers, Profi Foto

Brigitte Hempel-Schanzenbach: Fotokünstlerin

Heiner Bontrup: Autor, Regisseur, Pädagoge

Achim Raven, Schriftsteller

Hartmut Bühler, künstlerischer Fotograf

Birgit Streicher, Fotografin

Eva Pehar, Dingemacherin

Dr. Reinhard Nacke, Rechtsanwalt

Anne Klaas, Fotokunst

Beate Knappe, Fotografin

Werner Reuber, Künstler

Gino Bühler Fotografie

Inken Boje, Künstlerin

Volker Marschall, noir blanche - Galerie für Fotografie

Prof. Klaus Honef, Kurator

Bärbel Starz, Künstlerin

Rolf & Frederique Beeker

Felix Brauner, Künstler

Micha Krisch, Kreativschaffender

Dieter Thiel, Creative Director

Philipp Zimmermann, Backstage GmbH

Sven Tomfohrde: Kommunikationsdesigner

Stefanie Vandermost, Backstage GmbH

Gabriele Gillen, Autorin und Journalistin

Moritz Hunzinger, Actionpress

Jürgen Mühle Vereinsvorstand FFT Düsseldorf

Angela Hiß, Künstlerin

Alois Anders, Fotograf

Dr. Dorothee Achenbach, Kunsthistorikerin

Sven Kierst, Fotokünstler

Dr. Felizitas Noll, Musikerin, Musikpädagogin

Roland Ermrich, Düsseldorfs Vielfalt Erleben e. V.

Hanne Horn, Fotografin, Fotokünstlerin

Stefanie Jäger

Sabine Kloeckner

Peter Jamin, Autor

Prof. Dr. Beate Reifenscheid, Direktorin Ludwig Museum Koblenz

Georg Kretzschmar, Bäckermeister und Ernährungsexperte

Frank Schablewski, Schriftsteller

Jutta Bengelsträter. Galerie Bengelsträter

Boris Berns, Fotokünstler

Michael Bender, WDR Kameramann und Fotograf

Thomas Görger, Autor und Reporter

Lico Fang, Vorstand TAIFUN Project e. V., Kuratorin

Marc Franz, Vorstand TAIFUN Project e. V., Kurator

Andrej Topaldjikow, Photograph Filmemacher

Mechthild Hagemann

Peter Hofstätter

Beate Düsterberg, Schloss Reuschenberg, Kunstinitiative Wurzeln und Flügel e.V.

PD Dr. med Klaus Dieter Lemmen, Arzt

Katrin Laade


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Antwort von Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller (25.3.2024)

Sehr geehrter Herr Ostendorf,

das Projekt düsseldorf photo+ zeichnet sich dadurch aus, dass es von einer Künstlerin, einem Galeristen und Fotohistoriker sowie einer Kulturmanagerin initiiert, aus Düsseldorf heraus einen internationalen Beitrag zur Debatte über Fotografie und bildbasierte Medien produziert und zu einem erheblichen Teil auf dem Eigenengagement aktiver Vertreterinnen und Vertreter der Kunst- und Kulturszene basiert. Einen leitenden Kurator gibt es bisher nicht, vielmehr werden in paritätischer Verantwortung die Rollen des Teams in zwei künstlerische Leitungen und eine Projektleitung verteilt.

Die Landeshauptstadt Düsseldorf unterstützt das Projekt und prüft die finanzielle Förderung der Biennale im Vorfeld.

In diesem Zusammenhang finden einerseits regelmäßig Sitzungen der Projektgruppe Fotografie statt, bei der politische Vertreterinnen und Vertreter sowie institutionelle und freie Kulturvertreterinnen und -vertreter unter Vorsitz von Frau Bürgermeisterin Gerlach teilnehmen. Weiterhin werden Fördermittel nach Prüfung der Verwaltung letztendlich durch den Kulturausschuss bzw. den Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf beschlossen. Die Organisation des Projektes obliegt jedoch den Initiatoren.

Aufgrund der Förderstrukturen öffentlicher Gelder steht der budgetäre Rahmen erst knapp fünf Monate vor Eröffnung der Biennale fest, dementsprechend können Inhalte erst spät kommuniziert werden. Ein mehrheitlicher Teil der rund 50 Veranstaltungsorte wurde jedoch bereits Mitte Dezember in einer Pressemitteilung bekanntgegeben. Weiterhin ist es bei Biennalen und Festivals nicht unüblich, die spezifischen Inhalte erst kurz vor Eröffnung mitzuteilen.

Mir wurde bestätigt, dass die Produktion von Ausstellungen im internationalen Kontext große Herausforderungen mit sich bringt und die Kommunikation der Teilnehmenden und Inhalte nicht alleine von der Zeitschiene der Veranstalter abhängig ist, sondern von vielen anderen Faktoren.

düsseldorf photo+ versteht sich nicht als Plattform für alle, die mit Fotografie zu tun haben, sondern vielmehr als eine kuratierte Initiative, die inhaltliche Schwerpunkte setzt und einen Blick in die hiesige Szene sowie auf internationale Strömungen im Bereich der Medienkunst wirft.

Ich bedanke mich bei Ihnen und den Mitunterzeichnenden für Ihren offenen Brief und möchte abschließend daraufhin hinweisen, dass auch seitens der Initiatoren eine Diskussion zur zukünftigen Aufstellung der Biennale begrüßt wird, um eine klare Absicherung, sowie eine bessere Planbarkeit und Kommunikation zu gewährleisten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Stephan Keller

Oberbürgermeister

Landeshauptstadt Düsseldorf

Rathaus, Marktplatz 1-2

40213 Düsseldorf